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Der Sieverstedter Hörnerplatz markiert ein bedeutendes altes Wegekreuz am westlichen Rande der Landschaft Angeln. Hier schnitten sich Ochsenweg oder "Östlicher Heerweg" und der Ost-West verlaufende "Angelboweg". Nicht zufällig wurde in unmittelbarer Nähe dieses alten Verkehrsknotenpunktes im 12. Jahrhundert die Sieverstedter romanische Feldsteinkirche errichtet, die zu den ältesten und schönsten Gotteshäusern der Region zählt.

Hörnerplatz

Ausschlaggebend für die Entstehung des Wegekreuzes war wohl die günstige Passage des alten Fernweges durch das Niederungsgebiet der Bollingstedter Au mit der Furt südöstlich von Sieverstedt, während der Angelboweg in diesem Bereich auf der nördlichen Hochterrasse des Autales - eines durch Schmelzwasser der letzten Eiszeit vorgeformten Geländeeinschnittes - lief. Zahlreiche Grabhügel der älteren Bronzezeit (1700 - 1000 v. Chr.) säumten hier einst den alten Nord-Süd-Weg und scheinen auf sein hohes Alter hinzudeuten. Sicherlich wirkte sich die Lage am alten Wegekreuz auch günstig auf Siedelverhältnisse und damit auf die Entwicklung des Dorfes Sieverstedt aus. 

Im Mittelalter und früher Neuzeit nutzte man ferner einen Weg westlich über Stenderupau. Bereits 1463 ist hier ein Gasthaus - ein sogenannter Krug - erwähnt, das auch in späterer Zeit noch in mancher Reisebeschreibung genannt wird. Alte Gasthäuser geben uns indirekte Hinweise auf ehemalige Wegeverhältnisse. Der Weg über Stenderupau ging 1832 - 1840 in der ersten Kunststraße des Herzogtums Schleswig, der "Schleswig-Flensburger Chaussee", auf. Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war sie die wichtigste Landstraße im äußersten Norden Deutschlands.

Der Ochsen- oder Heerweg zwischen Viborg (DK) und Wedel an der Elbe

Vom 14. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert konnten viele westeuropäische Städte ihren Fleischbedarf nur durch zusätzlichen Ankauf von Lebendvieh im Königreich Dänemark decken. Das Resultat waren umfangreiche Viehtriebe durch die Herzogtümer Schleswig und Holstein, auf denen sich für die spätere Schlachtung bestimmte Ochsen zu Markte trugen. Es entstanden die "Ochsenwege". 

Die "Ochsentrift" fand vornehmlich im Frühjahr statt. Ausgangspunkt in Dänemark war meist der bedeutende Zentralort Viborg, Ziel im Holsteinischen der Fährort Wedel, von wo die für den weiteren Marsch bestimmten Tiere nach Niedersachsen übergesetzt wurden. Diese Viehtriebe, bei denen der Zoll in manchen Jahren bis zu 50000 Ochsen registrierte, nutzten aber bereits ältere Wege, vornehmlich den Landweg über die Heide- und Sanderebenen des mittleren Landesteils. 

In Dänemark orientiert sich die Benennung des Weges - er heißt dort "Hærvejen" ("Der Heerweg") - an seiner ehemaligen strategischen Bedeutung. Zahlreiche Kampfesstätten, an denen sich die Geschicke Dänemarks und Schleswig-Holsteins entschieden, säumen seine Trasse. 

Die erste schriftliche Erwähnung des alten Fernweges stammt aus der Zeit um 1070 (Adam von Bremen). Archäologen halten heute sogar ein bronzezeitliches Alter (ab 1700 v. Chr.) nicht für ausgeschlossen. Der Ochsen- oder Heerweg entpuppt sich damit als die Wirbelsäule der kulturhistorischen Entwicklung der Halbinsel Jütlands.

Ochsenweghörner

Die beiden Künstler Thomas Jaspert und Michael Harder schufen die Ochsenweghörner. Sie erläutern Sinn und Bedeutung ihres Werkes 1998 mit folgenden Worten: 

"Die Ochsenweghörner sind Berührungspunkte zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie markieren den Verlauf des historischen "östlichen Heerweges" ("Ochsenweg"). Sinn dieser Wegemarkierung ist es, den alten Fernweg als Kulturroute mit den am Rande erhalten gebliebenen Spuren der Vergangenheit eindrücklich zu verbinden. Die Ochsenweghörner sollen dazu beitragen, ein gemeinsames Stück Vergangenheit, das die Kulturgeschichte von Deutschland und Dänemark mitgeprägt hat, zu erhalten."